30 Juni 2015

Als der Mensch die Erde verließ

 Wenn Gärtner Science-Fiction Filme drehen würden, dann wäre das eine brauchbare erste Einstellung:

 Und eine zweite:
Die Menschen haben den Planeten Erde vor Jahren fluchtartig verlassen, bedroht von genmutierten Pflanzen, die alles verschlangen, was sich ihnen in den Weg stellte. Seither macht sich die Natur den Lebensraum der Menschen zueigen.... usw usf...

Nein, so spannend ist die Geschichte nicht. Ich habe nur Die Garten Tulln besucht! Und nein, ich hab mich nicht vertippt, diese Ansammlung von ökologisch gepflegten Gärten heißt tatsächlich so. Das ist ein bisschen wie Konzeptkunst. Du schaust das Kunstwerk an, es ist dir völlig unverständlich, dann liest du das vom Künstler mitgelieferte Konzept und das Kunstwerk eröffnet sich dir. Oder auch nicht. Beim Namen Die Garten Tulln ist es genau so, nur hab ich die Idee dahinter vergessen.

Egal. Ich hatte zwei Stündlein Zeit, es war ein schöner Mittag Ende Mai und ich wollte mein Bild von der GT erneuern. Ach du Schreck, eine Trompetenblume ist mir gerade auf den Kopf gefallen. Ganz schön schwer, die Teile!

Im Gegensatz zu anderen Gartenschauen, die ein paar Monate vor der Eröffnung angelegt werden, ist die GT eine seit 2008 eingewachsene Sache. Trotz akkurater Pflege der etwa 60 Gärten ist das Ganze doch recht homogen, die Übergänge fließend und manchmal auch überraschend. Selbstverständlich mag ich die verwunschenen Gartenteile am liebsten, die naturnahen. Es finden sich aber auch die riesigen Beetanlagen in der Mitte, die die Laien besuchen, wenn sie wissen wollen, wie die rote schöne Blume heißt oder das violette Pflanzerl, weißt eh, das so herrlich duftet.

Als erstes wende ich mich den Dachgärten, bzw. begrünten Dächern zu. Frühlingswiesen am Dach bzw. Vordach - großartig:


Ach so, ihr wusstet nicht, dass man auch Postkästen begrünen kann? Ich ebenfalls nicht. Spitzenidee!

Das geht auch mit Plumpsklos oder Mülltonnenüttchen.


Wasser im Garten ist natürlich auch ein Thema dort. Ein kleiner Teich in luftigen Höhen.....


..... oder der Schwimmteich....

oder Wasser, das aus einer Wand aus Scheitholz plätschert....auch ganz nett.



Selbst Blumenwiesen sind zu bewundern. Lässt mich aber kalt, denn wenn ich mir das Gemüse wegdenke, sieht es in meinem Gemüsegartl ja auch fast so aus. Nigella damascena und Californian Poppy ohne Ende.

Nützlinge sind auf der GT auch ein Thema - ein großes!


Und die Schönheit nochmal von hinten:


Das Gefälle zum Weg wurde übrigens überbrückt mit einem festverbauten Insektenhotel.



Der Nebelgarten gab zur Mittagszeit nicht allzuviel her, man konnte aber erahnen, dass die trauernden Rotbuchen im nebligen Spätherbst, gepaart mit den moosbewachsenen Rundhölzern und dem urigen Eindruck der Einfriedung, die aus zwischen Stehern gelegtem Reisig bestand, einem eine schöne Gänsehaut verpassen.
Hier diese Einfriedung nochmal:


Das Beste an der ganzen Anlage ist aber, dass man sich in die Au flüchten kann. Riesige, schattenspendende Bäume, lange Spazierwege entlang von Donau-Nebenarmen, keine Menschenseele weit und breit, weil: "da gibt es ja nix zu sehen". Falsch. Es gibt nur keine Gestaltung. Zu beobachten aber jede Menge!
Also, ich geh da rüber auf die Brücke, stehe am Geländer,......


...... mach ein Foto vom Flüsschen, grün beruhigend, kühl. Erholsame Stille .....

..... und seh da plötzlich ein braunes Eichhörnchen, das die Böschung zum Ufer hinunterklettert. Schnell die Kleinbildkamera gezückt, vornüber gelehnt und gewartet. Das Eichkatzl beugt sich auf einem Stein weit nach vorne, um den Durst zu stillen und da........ 

.... entdeckt es plötzlich seinen eigenen Schatten! Es denkt: "Winkel stimmt, Größe stimmt, aber diese Fischaugen - und wo sind die Ohren?" Also die zwei starren einander sicher 5 Sekunden bewegungslos an, an Trinken ist da nicht mehr zu denken, und dann....
 
....ab durch die Mitte im Schweinsgalopp!


Wieder zurück zur gestalteten Natur und den Reisegruppen:
Nachahmungswürdig, weil so ästhetisch, ist die Idee, knorrige, alte Rebstöcke als Raumteiler zu verwenden. Ziwschen Stäbe oder Hölzer gesteckt und mit etwas Wucherndem bewachsen - das sieht einfach großartig aus!

Die Österreichische Apothekerkammer hat es sich nicht nehmen lassen, einen eigenen Apothekengarten zu gestalten und zeigt auf, welche Leitpflanzen verschiedenen Krankheiten zuzuordnen sind, so z.B wird Paprika Rheuma zugedacht:


Oder Schlafmohn dem Nervensystem. Echt aufgeschlossen, die Österreicher! Dabei dachte ich, die Zeit des Laudanum wäre ein für allemal vorbei!

Na, dann her damit!
Anbei der Schaukasten, der zeigt, mit welchen Laborgeräten und Utensilien man den Schlafmohn aus dem eigenen Garten weiterverarbeiten kann. Das lob ich mir!
Gleich ein indirektes Selfie mitgeliefert.



Ich stand leider auch meinem erklärten Feind Auge in Auge gegenüber: der Gabione, noch dazu in ihrer hässlichsten Ausprägung, einem steinernen Senkgarten. SCHMEEERZ!


Ein Nützlings-Totholzhaufen in einer ganz verwilderten Ecke. JA!

Unten dasselbe, nur geordnet als Sichtschutz und Zaun in einem.

Daneben nonchalant ein zefressener alter Wurzelstock neben Kapastern oder was das auch immer ist. Genau mein Geschmack!

Wegbegrenzungen aus alten Ziegeln. Kann jeder selber machen.

Hässliche Kunststoff-Tonnen werden einfach mit Weidenruten umwickelt. Mag ich auch.

Dann hab ich, auf einem Hügel thronend, diese Zwerg-Ulme für mich entdeckt. Sie war wirklich putzig, fast wie ein riesenhafter Bonsai!

Diese Pflanze muss auch in meinen Garten - Macleaya - der Federmohn:


Solcherart Raumteiler begeistern mich ebenfalls: Auf der Mauerkrone ist ein Kiesbeet eingelassen.


A propos Raumteiler: Für Leute, die gerne etwas mehr Architektur und weniger Garten haben.

A Propos Raumteiler die Zweite: So was ist eigentlich schnell zusammengeschustert!?! Könnte man auch leicht noch verschönern.

Das Bauerngartl war natürlich der eigentliche Grund, warum ich wieder mal dort war. Es ist aber nicht mehr so attraktiv wie früher. Der Zauber ist ein bisschen verflogen, ich kann nicht genau sagen, warum.

Man kann sich gut vorstellen, wie begeistert Kinder von so einem Schaugarten-Ausflug sind: Gar nicht! Aber da sich beim Eingang ein weitläufiger Abenteuer-Spielplatz mit vielen Wasser-Pritschel-Anlagen befindet, der bis weit in die schattige Au hineinführt, erledigt sich das Problem nörgelnden Nachwuchses rasch von selbst.

Durch Einbeziehung der Baumriesen der Au hat das ein wenig Dschungel-Charakter.





28 Juni 2015

Some folks like to get away....



.........take a holiday from the neighbourhood...duu duu duu...

Ja, ich war weg. Weg vom Fenster - ääähm Bildschirm. Nein, ich war nicht in New York, auch wenn mir der Sinn danach gestanden hätte. Auch nicht auf Hawaii, nicht einmal so richtig im Gartl.
 
Irgendeine Instanz hat, scheinbar stillschweigend, die Länge von Tag und Nacht verkürzt. Die waren früher länger! Mehr Freizeit, mehr Schlaf. Das weiß ich ganz genau. Ich wittere Betrug. Kann aber nichts beweisen, weil das Ganze schleichend vonstatten ging. Irgendeine böse Macht hat die Atomuhr gehackt, so muss es sein. Nur: Wer hat an der Uhr gedreht? Ich werd mich an den Worm wenden oder an Bernstein/ Woodward oder einen anderen Aufdecker, am besten einen, der noch lebt. Wallraff wäre eine Option.

In den 70ern , wie ihr seht, waren sogar die Musikstücke länger, da hatte der Mensch auch noch Muße, sich das Ganze stressfrei anzuhören, sogar wenn ein so verschwenderisch langes Saxophon-Solo, wie das hier von Richie Cannata, eingebaut ist.

Obwohl mit meiner minutenweisen Alltagsplanung nicht vereinbar, hör ich mir den 7:42 min langen Song vom alten Bill nun an. Vielleicht sogar mehrmals. Obwohl: Währenddessen könnte ich ja die Gartenbilder für den nächsten Post zusammenstellen.....

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