11 Januar 2015

Proof of Life und Rückschau



2014 war es im Blog recht still, das Gartl hatte mich auch nicht so oft gesehen - schade für das Gartl, noch mehr schade für mich! Ich hatte mehr oder weniger gute Gründe für meine Abwesenheit. Nicht, wie manche argwöhnen, hätte ich mich darangemacht, ein mittleres Kindheitstrauma zu überwinden, nämlich endlich den Freischwimmer zu machen, den ich mit Acht nicht gemeistert hatte, weil man mir vorab nicht gesagt hatte, dass der Tote Mann nicht anerkannt würde für "15 Minuten Dauerschwimmen in beliebigem Schwimmstil". Schwimmen bedeutet doch: nicht unterzugehen! Und den Toten Mann zu beherrschen bedeutet doch genau DAS: nicht unterzugehen! Mein damals schon gefestigter Glaube an den Rechtstaat war so tief erschüttert, dass ich kein weiteres Mal mehr angetreten bin!

Nein, meine Abwesenheit war lediglich in der alltäglichen Pflichterfüllung begründet. Ein paar Momente zum Verschnaufen im Garten gab es wohl, jedoch verbrachte ich diese am Rücken liegend in der Hängematte, Toter Mann spielend.

Das Jahr 2014, um es auf ein paar Schlagworte zu reduzieren, war eindeutig ein Jahr

a) der Schnecken: Ende April war ich bei 1.300, die ich erlöst hatte. Jedoch, sie waren in der Überzahl! Horror vacui ist keine Krankheit, an der Schnecken leiden, das wurde mir schmerzhaft bewusst, als sie mir unerbittlich und konsequent alles aufkeimende Grün im Gemüsegarten kahlgefressen hatten. Da gab ich dann auf. Außerdem hatte ich nun doch ein ungutes Gefühl. Wegen dem schlechten Karma und so....

b) 2014 war auch ein Jahr des Regens, in unserer Gegend ein seltenes Wetterphänomen

c) 2014 war aber auch ein Jahr der Rosen, v.a. ein Jahr der Rambler, dank des Regens und Dank des schwachen Frostes im Winter 2013/14.

Unter einem Dach aus Blüten von Paul's Himalayan Musk von links nach rechts: Charles de Mills, Phyllis Bide und Kiftsgate violett. Ein Schauspiel, das im verlassenen Gartl 2014 keine Bewunderer hatte, abgesehen von mir.


 
PHM mutet der Vogelkirsche 2014 einiges zu....


Charles de Mills frühmorgens neben Marienglockenblumen, die mit unserem feuchten, schweren Boden gut zurecht kommen.

Mächtig zugelegt und von Juni bis November immer wieder geblüht hat Gela Tepelmann (Frau Eva Schubert) rechts außen und links die weiße Lykkefund, die ich 2012 gepflanzt habe, die jedoch nur einmalblühend ist und tatsächlich stachellos.


Hier nochmals die Damen Schubert/ Tepelmann.


Der Rosenlaubengang reißt sich zusammen und versucht endlich, seinem Namen gerecht zu werden. Oben zu sehen das vordere Viertel (v.l.n.r.: Débutante, die ich, damit sie nicht kahl aussieht, um den Pfosten herumgewickelt habe, Lykkefund und Gela Tepelmann).


Oben nochmals die Débutante.


Schön, die zerwuzelten Blüten der Lykkefund und erst die hübschen Knospen. Die Lykkefund ist ein außerordentlicher Bienenmagnet.


Blick auf den Rosenlaubengang vom Gemüsegartl aus. Ganz links Russeliana in dunklem Rosa, dahinter die hellere Gela Tepelmann und Lykkefund. An der inneren Seite die weiße Goldfinch. Von außen kommt Francis E. Lester rüber und ganz rechts die kleinen Blüten der Phyllis Bide.


Vom Baumhaus aus links die unbändige Francis E. Lester, die sich mit der gegenüberliegenden Goldfinch verbindet.


Am Ende des Laubengangs die spät blühende Crimson Shower. Wenn ihr was Üppiges pflanzen wollt, das sich binnen kürzester Zeit über einen Schuppen legt, dann die Crimson Shower wählen. Sie hat den Laubengang nicht nur überdeckt, sondern fällt auf der anderen Seite auch schon wieder runter.


So soll das sein, oder? Von der Bildqualität spätabends abgesehen....Die Crimson Shower Ende Juni. Sie geht nicht so ins Violett wie hier auf dem Bild, das Bild davor trifft die Farbe eher.


Frühmorgens ist der Eindruck durch die starken Schatten auch nicht besser, aber immerhin.


Morgens am Ende des Laubenganges.





 Bin überrascht, dass ich doch so viele Rosen im Garten habe!



Im Verblühen am Schönsten: der Schlafmohn.


"Gemüsegarten" Anfang Juli 2014. Ich hör die Schnecken lachen!


Durchgang in den Gemüsegarten (Russeliana). Unter den Gläsern Amaranth-Sämlinge, draußen die heulenden Schnecken, weil sie nicht rein können.

Nun noch etwas tierisch Cooles, was mich Ende August erfreut hat: Eines Morgens, ich mach mich grad für die Arbeit fertig, höre ich im Garten ein noch nie gehörtes Gezwitscher. So viel Zeit muss sein, nachzusehen, was es da so Aufregendes gibt. Und was sehen meine müden Augen: Bunte Vögel mit viel Türkis, Gelb, Rot und auch Schwarz. Ich durchkämme meine innere Datenbank und komme auf Eisvögel. Nein, falsche Farben. Ich denke nochmal: Bienenfresser? Bienenfresser!

Und schon wieder fühle ich mich genötigt, mich zu entschuldigen für das miese Foto, das Spitzen-Vogelknipsern wie Frank Sudendey in seinem Tarnzelt die kalten Schauer über den Rücken laufen lässt und ihm, Gott bewahre!, sogar noch die eine oder andere Herzrhythmusstörung beschert.

Also, die Situation war nicht nur für mich neu: Auch die Amseln waren alarmiert und flogen unter lautem Gekreische Attacken gegen die "Außerirdischen", die seelenruhig den Garten nach Insekten abflogen um sich dann und wann wieder auf der Birke niederzulassen. Anscheinend waren sie es gewohnt, im Mittelpunkt zu stehen.
Nach einigen Netz-Abfragen erfuhr ich, dass diese Schönheiten nicht weit von hier am Wagram mit einigen Brutpaaren in Niederösterreich und auch im Burgenland vertreten sind. Der Bienenfresser (Merops apiaster) benötigt Löss-Steilwände für die Anlage der Brutröhre. Diese finden sie an den Weinhängen des Wagram. Sie kommen ungefähr im Mai und machen sich Anfang September wieder auf den Weg zurück nach Afrika. Ich muss schon sagen, ich war äußerst imprägniert :-D

Seit Oktober beeindruckt mich auch ein anhänglicher Maulwurf im Garten. Er wirft mir die Erde im Rasen - egal - und in den Staudenbeeten - weit entfernt von egal - in derart luftige Höhen auf, dass man von Hochhäusern sprechen muss. Binnen Tagen schichtet er das Erdreich derart um, dass sich jede Kontinentalverschiebung in Grund und Boden schämt! In den unterirdischen Hohlräumen vertrocknen die Wurzeln von Stauden und Rosen, sofern er diese nicht bereits bei den Grabungsarbeiten zersört hat.
Im September sah ich den Marder im Hof und am Dachboden trat mein Mann auf ein Hühnerei, es wohnt also einer hier. Der sollte nachts mal auf Jagd gehen! Vielleicht gelänge auch ein Joint-Venture mit der Ringelnatter, die die Nachbarin in Angst und Schrecken versetzt.Aber auch mir stockt kurz mal der Atem, wenn sich so ein ausgewachsenes Tier plötzlich vor mir bewegt. Während ich das schreibe, dämmert mir, dass ich in diesem Jahr kaum Wechselkröten gesehen habe, nur die überfressene Ringelnatter.


So, nun is aber mal Schluss.....





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