21 Oktober 2017

Herbst im digitalen Rexglas

Sonniges, weiches Herbstlicht, warme Farben in bunten Magazinen machen Stimmung für den Herbst. Der brotverdienende Mensch erlebt das mit viel Glück am Wochenende, so die Sonne wirklich mal scheint. Wochentags geht man im düsteren Nebel aus dem Haus und kommt zurück, wenn es beinah dunkel ist. Licht und Farben auftanken ist einfach nicht drin. Nach fast fünf Dekaden Bekanntschaft mit meiner (vorsichtig ausgedrückt) komplexen Persönlichkeit weiß ich: Trübe Tage ziehen mich runter, aber eine Runde durch den Garten verscheucht den Griesgram in mir wie nichts.


Wie aber kann ich mir meine Speicher für die langen Wintermonate mit lebendigen, bunten Eindrücken auffüllen?

So habe ich heute vor mich hin sinniert. Und eine Lösung gefunden! Der Plan ist einfach: ich mache entgegen meiner Gewohnheit eine längere Mittagspause und hol mir meine Portion Herbstgefühle, indem ich an sonnigen Tagen im Umkreis meiner Arbeitsstätte entweder mal spazieren gehe oder nach Hause in meinen Garten fahre. Bei der nächsten Gelegenheit werde ich das tun....(vielleicht ist es aber schon ein wenig zu spät für diese Idee, wenn ich mir so das Wetter der nächsten zwei Wochen ansehe!?!). Na ja, nächstes Jahr wird es wieder einen Herbst geben.

Bis dahin fülle ich mir den Herbst in fotografische Rexgläser, um mich bei Bedarf während grauer Wintertage an den köstlichsten Eindrücken zu laben.

Im Gartl gibt es derzeit noch jede Menge Buntes und frisches Grün, ideal für die Konserve; ich erinnere mich aber auch an Jahre mit sehr frühem Frost, der so manchem farbenfrohen Pflanzerl über Nacht den Garaus machte.


Besonders die Kapuzinerkresse, die im Hinblick auf Blütenmenge und Farbintensität gerade zur Höchstform aufläuft, kann tieferen Nachttemperaturen nichts entgegensetzen. Aber gerade ihr gleißendes Signalrot setzt sich gegen Nebel besonders gut durch und eignet sich perfekt für die Fotokonserve.



Ein Herbst ohne Astern ist nur halb so schön, das weiß jeder. Trotzdem müsste ich mich für den nächsten Herbst mal nach anderen Farben als violett oder azurblau umsehen. Es scheint, dass die dunklen Sorten dominanter sind, als helle. Sie säen sich auch ungeniert aus. Wenn was Hübsches dabei herauskommt, zum Beispiel ein schönes gelbes oder weißes Auge, wird es weiter vermehrt.



Die drei Helenium-Pflanzen "Moerheim Beauty" im neu angelegten Brunnenbeet blühen schon seit Mitte August immer wieder. Dafür muss ich aber auch was tun: Ständiges "Deadheading" lässt neue Blüten nachschieben. Die Leuchtkraft ist nicht mehr so stark, aber vor den azurblauen Astern "Sedifolius Nanus", die hier schon am Verblühen sind, machen sie sich immer noch gut.



Die Dahlien und ich, das ist so ein Thema: Beim Überwintern erleide ich immer wieder Verluste, dann kommen sie bei mir oft spät in die Erde, was sich aber jetzt doch noch bezahlt macht, weil sich die Mehrzahl der Knospen gerade erst öffnet. Hell strahlende Pompons, so lange der Frost ausbleibt.



Die Feige zeigt schönes, herbstliches Gelb in großen, charakteristisch geformten Blättern, mit denen sie große Flächen aufhellt. Leider hängen die schweren Blätter nur kurze Zeit an den Ästen. Dunkelgelbe Chrysanthemen "Bienchen" und auch hier azurblaue und violette Astern unter den kleinen Hagebutten der violetten Kiftsgate machen mir viel Freude. Auch die Chrysanthemen müss(t)en laufend ausgeputzt werden.


Die fetten Hennen leuchten in zartem, hellem Gelb. Da der Boden zu schwer ist, fallen sie auseinander, da muss ich im Frühling aufsanden. Die roten Chrysanthemen "Herbstkuss" hab ich vor zwei Wochen umgepflanzt, beinhart während der Blüte, weil das Beet umgegraben werden musste. Bei anhaltend feuchter Erde kein Problem. Rechts davon steht der Feinstrahl mit kleinen weißen Blüten. Er blüht auch schon ewig.


Astern, Gräser und Gaura, das hat etwas Leichtes und Unbeschwertes, auch an manch nebeligem Morgen.


Bereits 2006 oder 2007 hatte ich mir hohe Astern in den Garten geholt und weil es bei unserem Gärtner nur die Aster "Rosa Sieger" gab, kaufte ich halt diese. Da sie bis zu 1,80m hoch werden, legen sie sich auch gerne hin oder stehen mit ihren braun-welken, staksigen Stängeln verlegen in der Gegend herum. Ende Juni habe ich mich an einigen Exemplaren am Vorblütenschnitt versucht, wodurch verwzeigterener Wuchs und Standfestigkeit erzielt werden soll und tatsächlich sind diese (auch wenn sie nach dem Rückschnitt ziemlich verstümmelt aussahen) gesünder, standfester und die Blüten größer. Von denen gibt es aber hier grad kein Foto.



Hier noch einmal das Schattenbeet im Hof mit Persicaria amplexicaulis "Taurus", Herbstanemone Anemone japonica "Honorine Jobert" und violetten Herbstastern. Trotz fehlendem Sonnenschein eine schöne Komposition mit starken Farben.

Vielleicht gelingt es mir noch, den Vorratsschrank mit ein paar mehr Herbstkonserven zu füllen, alles bunte Seelenschmeichler für Gartenbesessene, wie mich.



16 Oktober 2017

Zu Hause in der Sommerfrische

Noch ein letztes Mal bei milden Temperaturen den Sommer genießen - das ermöglicht uns hierzulande Ophelia, die gerade über dem Atlantik lagert. Sommerfrische mit Herbstfarben.




Feige und Astern - ein Ausbund an Violett und Gelb.


Jetzt müssten nur noch ein paar Sprossen auf den Kohl...

 
 
 Campsis radicans erleuchtet den Eingang zum Hof.




21 Mai 2017

Kompost-Post



Projekte ergeben sich hier ohne Ende. Am Haus und im Garten. Verfall überall, sozusagen.

Für unseren Kompostplatz hatten wir uns 2006 ein schattiges Plätzchen in der süd-westlichen Ecke des Grundstücks gewählt, unter zwei alten Kriecherlbäumen. Vier Holzmieten wurden gezimmert, zwei Kunststoff-Komposter zum Lagern des gesiebten, fertigen Komposts und ein Hackstock dazugesetzt. Später hat mein Mann auch eine Wasserleitung dorthin verlegt. So ein Kompost und seine Untermieter haben es bekanntlich gern feucht.

Inzwischen haben die Mieten schon seit längerem angefangen, die Patscherl zu strecken, und sich starke Partner zum Anlehnen gesucht.

Habt ihr schon mal erlebt, wenn der Kompost die Mieten frisst?  



Unten noch ein Bild aus 2011 oder 2012. Ok, man hat wirklich lang genug beide Augen zugedrückt.


Sogar mein Mann hat hier den Handlungsbedarf bestätigt. Das hat Vorteile, da muss man nicht so viel Überzeugungsarbeit leisten.

Im März 2017 gings dann los mit Umplanen, Rechnen, Naturmaß nehmen, Kriecherl auslichten, Efeu raus so gut es halt geht. Statt vier wollten wir nun 6 Mieten anlegen, dann liegt nicht so viel Lagermaterial rum und man kann besser arbeiten.
Zwei Mieten wollten wir näher ans Baumhaus (hier die Hinterseite) heranrücken, um einen Platz unter dem Blätterdach entstehen zu lassen, von sechs Mieten umgeben.
Der Boden des zehn Jahre alten Kompostplatzes ist natürlich ganz schwarz vom Kompost, die reine Freude. Die brütenden Amselweibchen sind uns beinahe auf die Zehen getreten, um sich die fetten Rosenkäferlarven aus dem Boden rausholen zu können. Ein Bild für Götter, wenn eine Amsel versucht, drei fette Larven hintereinander in ihrem kurzen Schnabel aufzufädeln. Schlussendlich aber ging's.



 Hier der Blick zur Straße, da kommen noch zwei Mieten hin.


 Hier der Blick von der Straße, vier neue Mieten stehen.

Nun sind alle sechse fertig. Die Bretter der Vorderseite können bei Bedarf, also beim Umsetzen oder Rausschaufeln rausgehoben werden.
 
  

Zwei hohe Haselnuss-Sträucher schirmen den Kompostplatz zum restlichen Garten hin ab.
  


Und nun das Ganze aus der Vogelperspektive, vom Balkon des Baumhauses aus aufgenommen. Ist doch ein schönes Plätzchen geworden? Sieht vielleicht noch aus, als hätte jemand nach einem Transport ein paar abgestellte Kisten vergessen, aber wenn das Holz später mal vergraut und Kompost rausquillt, sieht das nicht mehr so platziert aus.

Ein schönes Gefühl, wenn man wieder eine heruntergekommene Ecke aufgehübscht hat...

05 Mai 2017

Stauden um den Brunnen

Unser Ziegelbrunnen im Gemüsegarten ist von vier Staudenbeeten umgeben. Sie messen, wie die anderen Gemüsebeete 1,20 x 2,70m, allerdings sind sie so gerundet, dass sie die Kreisform des Brunnens wieder aufnehmen. In der Grafik unten sind das die Beete mit den Blümchen.


Da deren Fläche recht klein ist, könnte man meinen, dass man zur Bepflanzung keinen großartigen Plan benötigen würde. Mit den Jahren bin ich aber draufgekommen, dass gerade auf kleiner Fläche um so sorgfältiger vorgegangen werden muss.

Vor 12 Jahren, als ich noch ein bis obenhin angelesener Gartenneuling war, pflanzte ich, was mir gefiel. Ich hatte keine Vorstellung davon, dass eine Staude, wie zum Beispiel eine hohe Aster, deren Wuchs mit 1,50m angegeben war, auch in der Breite diese Ausmaße annehmen kann, nein wird. Wenn man die Pflänzchen im 8cm Topf kauft, haben sie auch überhaupt nichts Einschüchterndes an sich. Ganz im Gegenteil: man pflanzt noch eine mehr. Nein, vielleicht doch zwei mehr, damit man bald ein schönes Ergebnis erzielt. So kam die hohe Aster "Rosa Sieger" in das nordöstliche Brunnenbeet und bildete einen unbezwingbaren Wurzelstock aus, na, eigentlich deren mehrere, weil ich ja zu Beginn großzügig gepflanzt hatte.

Unten ein Foto vom Herbst 2013, aus den wildesten Zeiten im Gemüsegarten: vorne links die Aster "Rosa Sieger", vorne rechts ein sich aussamender Sonnenhut, alles ein riesiges Durcheinander.


Im Beet, das ich in diesem Jahr neu gestalte, hatte ich damals Japananemonen gepflanzt und 3 Stück hohe Katzenminze, wo eine schon zu viel gewesen wäre. Die Japananemonen breiteten sich aus, wie sie das halt so machen und bald war alles überwuchert. Ich fürchtete mich richtiggehend davor, die Japananemonen auszuhacken. Ich wusste, dass alles gründlich raus musste, allerdings waren die Wurzeln der Anemone unter dem Wegbelag /Rindenmulch auf Vlies) sogar in die angrenzenden Gemüsebeete durchgewandert. Die konnte ich nicht entfernen.


Für das neue Brunnenbeet habe ich mir folgende Farben überlegt: dottergelb, kupfer, grün, rot, blau/violett und im Frühling will ich ordentlich was sehen!

Mitte April war die Neupflanzung dann erledigt. Auch die Bretter wurden erneuert.

💟 2 Stk. Hemerocallis (Taglilie) "Aten": gelborange, 1m hoch, 90cm breit, überhängend, horstig, Blüte VI-iX, duftet süß, leider blüht sie nicht gemeinsam mit der Camassia...das wäre ein Schauspiel nach meinem Geschmack.

💟 5 Stk. Camassia leichtlinii caerulea (Prärielilie) in die Mitte gesetzt. Violettblau, Blüte IV-V, 70 cm, Familie: Hyacinthiae. Boden soll im Frühling feucht und frisch sein. In strengen Wintern schützen. Sät sich aus, Sämlinge blühen nach 3-4 Jahren. Hoffentlich sind sie im Sommer nicht zu unansehnlich.

💟 3 Stk. Helenium "Moerheim Beauty": ca. 90 -110 cm mitelhoch, rot-kupferfarben, frühblühend: VII -VIII; Totalrückschnitt nach der Blüte fördert Vitalität, nach 4-5 Jahren teilen. Ende Mai manche Triebspitzen einkürzen.

💟 3 Stk. Geum coccineum "Cooky": orange, 30 cm, Blüte V-VII, Bienenweide, Rückschnitt im Winter. Dazwischen:

💟 2 Stk. Helianthemum (Sonnenröschen) "The Bride": Familie Cistaceae, weiß mit gelbem Auge, niederliegend, Rückschnitt nach der Blüte für Vitalität, Vorsicht bei Kahlfrost, wenig Dünger.

💟 3 Stk. Euphorbia polychroma (Gold-Wolfsmilch): 40 cm hoch, Blüte: IV-V, schwefelgelb, Herbst rötlich, Rückschnitt Herbst bis Spätherbst, Saft reizt die Haut. Wuchsbreite 40-50 cm.

💟 3 Stk. Chrysanthemum indicum Hybr. Ordensstern oder Bienchen (?): letzten Herbst für den Topf gekauft, im Gartenbüro überwintert. braungelb, verträgt keine Staunässe. Vielleicht zu nah zusammen gesetzt? Vielleicht gehören sie gar nicht ins Freiland. Nicht in die Vollsonne, sondern Halbschatten?

💟 Dann hab ich noch 3 Büsche Oswegokraut zeingepflanzt, die ich letztes Jahr ausgesät habe. Passt dann vielleicht nicht ganz, aber sie brauchen vorübergehend ein Zuhause.

So sieht das vorerst aus: Nämlich nach nichts. Aber man hat ja dazugelernt, und weiß, dass ohnehin bald alles dicht zugewachsen sein wird.




Im Herbst werde ich noch Zwiebelpflanzen dazusetzen, eventuell wieder die Wildtulpe? Weil sie doch soo schön ist!
Bin schon sehr gespannt, wie sich das entwickelt!

Ausnahmsweise ist ein Projekt, wenn auch ein kleineres, mal replanmäßig fertig geworden.

28 Januar 2017

Gartenglanzlichter 2016

Wenig hab ich gepostet im vergangenen Jahr. Aber ein paar Eindrücke liefere ich im Schnelldurchlauf nach:

Mein erster Kraftakt 2016 ist das Wegschaufeln von 3m³ Rindenmulch und 3m³ Kompost. Den Mulch hab ich unter die Hecke entlang der Westseite des Grundstücks geschaufelt, den Kompost hab ich mehr oder weniger überall verteilt. "Das mach ich so schnell nicht wieder", sagt mein Rücken. Er weiß aber nicht, dass er ab März den "kleinen" Vorgarten beackern muss. Ich sag es ihm, wenn es so weit ist...


Im Gemüsegarten spielt sich das Meiste noch unterirdisch ab:


Als neues Unkraut hat sich die Akelei 2016 etabliert. Sie fühlt sich im Gartl überall wohl und kreuzt sich wild durcheinander. Hier nur zwei April-Fotos:


Mitte April steuert das Vergissmeinnicht frisches Blau zur neuen Saison bei:


Bei den Rosen legt sich die Parkrose Nevada im Mai als erste ins Zeug, fast gleichzeitig mit dem roten Kletterer Etoile de Hollande:





Bald wollen die Rosen nur noch eins: sich gegenseitig überwuchern.




Der Rosenlaubengang ist ein berauschender Ort zum Innehalten:

Die schönsten Kombinationen erfinden sich selbst: Nigella damascena, Koriander und die langen, schmalen Blätter der Taglilie.


 Lilium regale:

Drei Schwalbenschwanz-Rabauken schmarotzen an meiner Cortia wallichiana. Ihr Appetit wächst proportional zu ihrem Körper. Sie vertilgen alles frische Grün. Auch an den gefiederten Karottenblättern hängen sie. Was soll man machen....


An einem heißen Juliabend noch ein Gartenfest. Um Mitternacht am Brunnenrand sitzen, die Beine im kühlen Nass:

Im August in Deutschland und in Frankreich:
Ich tigere um die alten Gemäuer im Elsass, bis mir alles, aber auch wirklich alles, wehtut. Ich muss mir endlich abgewöhnen, in jedes Architekturjuwel gleich einziehen zu wollen....


Haut-Koenigsbourg: Zu viele Leute - nix für mich.

Im September kann ich erstmals im Leben die Pawpaw, die Indianerbanane kosten: ein umwerfender Geschmack nach Mango, Papaya und ein wenig Banane. Die zwei Exemplare stammen von einem Strauch, der sich fast ein Jahrzehnt auf die ersten Früchte vorbereitet hat, also wahre Schätze! Siehe diesen Post.



Dass so ein Sommer viel zu schnell vergeht, brauch ich euch wohl nicht zu sagen. Der Herbst aber versteht es, einen dafür zu entschädigen:


Ende November findet sich plötzlich ein Huhn im Garten, ein Gourmethuhn, so viel ist sicher. Toast in Milch eingeweicht, Gurke und Birne nimmt es gerne. Zum Dank dafür hat es mir kein Ei gelegt. Wobei, vielleicht wollte es das ja, aber es klappte nicht, weil wir Ende November von 12 Tageslichtstunden meilenweit entfert waren. Es war dann auch gar nicht so einfach, den Besitzer des Übernachtungsgastes zu finden, schließlich hat hier jeder Dritte Hühner.


In der Schublade liegen noch zahlreiche Gartl-Projekte. Ich bin schon neugierig, wie viele ich 2017 umsetzen kann, oder ob sich überhaupt eines verwirklichen lässt.

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